Das Gute Leben

Porträt
Daniel Bonaudo-Ewinger & Patricia Bonaudo (Foto: Annette Schoppmann)

Für die meisten KünstlerInnen geht der Weg genau in die andere Richtung. Doch nach einigen Jahren in der Metropole zog es den freischaffenden Künstler und Meisterschüler Daniel Bonaudo-Ewinger von Berlin zurück in die Südpfalz. Gemeinsam mit seiner Partnerin Patricia Bonaudo eröffnete er im September 2021 in Kandel die Galerie „Das Gute Leben“. „Egal was wir in der Galerie machen, der Laden ist eigentlich immer voll“, ist Bonaudo-Ewinger noch immer erstaunt, wie viel sich in kurzer Zeit bewegt hat. Die beiden wollen auch in Zukunft ihr Netzwerk aus Berlin nutzen, um junge, zeitgenössische Kunst auszustellen und spannende Menschen nach Kandel zu bringen. „Doch wir wollen Kunst nicht einfach nur konsumierbar machen, sondern Teilhabe erreichen“, sagt Bonaudo-Ewinger. Dazu gehöre nicht nur Wein, Limo und andere Verpflegung der Gäste aus lokalen Betrieben, sondern letztlich solle „der Laden ein Netzwerk aufbauen, das Menschen vereint“.

Kunst sei ein verbindendes Element, um Menschen zusammenzubringen und Kommunikation zu fördern. Parallel haben die beiden daher zusammen mit dem Künstler Benjamin Burkhardt und der Pianistin Julia Barthruff die Kunstgruppe Rurreal gegründet, die öffentliche Räume wiederbeleben will. In einem ersten Projekt wurde der zentrale Dorfplatz mit Licht-Visuals beleuchtet und Tonfließen mit Abdrücken der den Platz prägenden Friedenslinde angeboten. Mit den Erlösen wurde der „Lindenfonds“ ins Leben gerufen, der den Erhalt des 150 Jahre alten Baumes sichern, aber auch die Ideen der Bürger zur Gestaltung und Belebung des Dorfplatzes sammeln soll. Doch die Gründung von Rurreal hatte noch einen unerfreulichen Hintergrund: In der Zeit versuchten rechte Gruppen einen Mord in Kandel zur Verbreitung rassistischer Hetze zu instrumentalisieren. „Es war für mich persönlich bedrohlich, wenn einmal die Woche hier Nazis rumlaufen“, sagt Bonaudo. Zwar seien viele Menschen dagegen aktiv gewesen, doch aus ihrer soziologischen Perspektive war klar: „Die Nazis können sich die öffentlichen Räume nur aneignen, wenn sie nicht besetzt sind. Daher wollten wir mehr Verbundenheit der Menschen zum öffentlichen Raum schaffen.“

Der Weg zurück ist für Bonaudo-Ewinger vor allem „spannend, weil ich aus Kandel komme. Damals gab es hier weder Kunst noch Subkultur.“ Doch er schätzt auch die neuen Möglichkeiten: „Im ländlichen Raum gibt es viele Reibungsflächen, spannende Möglichkeiten und Themen.“ In Berlin spürte er nicht nur das „Überangebot von Kunst“ in der Stadt. „Ich komme aus einem nichtakademischen Umfeld, kannte die Codes oft nicht und mich störte die Abhängigkeit von Connections. Ich habe mich da oft gefragt, was ich mit meiner Kunst erreichen will. Wenn das Ziel nur ist, mit seinem Bild in eine bestimmte Galerie zu kommen, lohnt sich dafür der ganze Kampf?“ Die Südpfalz böte da ein besseres Umfeld, um mit „Kunst Dinge in Gang zu setzten und etwas zu bewegen“. -fk


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Bismarckstr. 2
76870 Kandel

Do+Fr 11-16 Uhr


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