Violetta Schneider, Chormanagerin

Porträt
Violetta Schneider (Foto: Aaron Gölz)

In der Regel verläuft ein Studium der Chemie so: Hat man sich durch die schweren Examen der ersten Semester bugsiert, geht es meist weiter bis zur Promotion. Rund zehn Jahre dauert der akademische Marathon. Am Ziel warten gut dotierte und zukunftsträchtige Jobs in verantwortungsvollen Bereichen. Auch Violetta Schneider ist diesen Weg am KIT bis zum Doktortitel in Chemischer Biologie gegangen. Doch statt im Labor findet sich die Vorderpfälzerin seit drei Jahren plötzlich in Kirchen, Büros und auf Jugendfreizeiten wieder.

In Vollzeit managt sie die Chöre von Cantus Juvenum Karlsruhe, der gemeinsamen Singschule von Stadt- und Christuskirche. Über die Zusammenhänge von Musik und Mathematik wird seit Pythagoras philosophiert. Dass aber auch Chemie und Musik mehr miteinander gemein haben, als man zunächst annimmt, beweist Violetta Schneider. Mindestens, was ihre Tätigkeiten betrifft: „Wenn man die Themen austauscht, sind die Berufsfelder relativ gleich. In meinem langen Studium habe ich gelernt, analytisch zu denken und gut zu organisieren. Das hilft mir jetzt beim Stellen von Anträgen oder Bilanzieren.“ Schneider hat einen Quereinstieg mit Seltenheitswert hingelegt. 2016 suchte Cantus Juvenum eine Person, die eine Chorreise an den Comer See betreut. „Da habe ich gerade promoviert, es waren Sommerferien, es klang gut, ich hatte Lust!“, erinnert sich Schneider.

Der Bezug zur Musik kommt aber nicht aus dem Nichts: Vom Studienbeginn bis heute ist Schneider Teil des Kammerchors der Christuskirche. In ihrer Jugend sang sie in der Kantorei und als Kirchenorganistin spielt sie noch alle zwei Wochen sonntags im heimischen Grünstadt. Zwar bestand anfangs die Überlegung, sich in Kulturmanagement fortzubilden, doch dann grätschte die Pandemie alle Pläne um. „Die ganze Arbeit befand sich plötzlich im Überlebensmodus. Aber es ist alles gut gegangen und wenn ich auf die vergangenen zwei Jahre zurückblicke, haben wir die gut genutzt.“ Zwei CD-Produktionen mit Cantus Juvenum plus eine weitere in der Pipeline, Konzerte sowie SolistInnenabstellungen nach Brüssel und ans Theater in Heidelberg zeugen davon. Sogar Freizeiten für die Kids der Singschule waren möglich.

„Ich kenne zu jedem Namen aus der Singschule ein Gesicht und die meisten habe ich auch schon mal bekocht. Mir ist es wichtig, nicht nur vorm Computer zu sitzen, sondern im direkten Austausch mit den Kindern und Jugendlichen zu sein. Und wenn sie dann das erste Mal auf der Bühne im Festspielhaus Baden-Baden stehen, ist das schon cool“, sagt Schneider. Wenn die Musik vom Hobby zum Beruf wurde, ist die Chemie nun Violetta Schneiders Hobby? „Ja, aber ich führe jetzt keine Forschungsprojekte durch. Mich interessiert die Chemie des Alltagslebens, vom Kochen bis zu Farbstoffen. Und ich lese gerne populärwissenschaftliche Bücher, z.B. von Mai Thi Nguyen-Kim. Ich finde es toll, dass wieder mehr über Chemie gesprochen wird.“ -fd


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