Das Fest 2008
Popkultur // Artikel vom 18.07.2008
Eines der beliebtesten Objekte der badischen Motzkoffer ist wie jedes Jahr das Programm von Süddeutschlands größtem und bestem Umsonst- und Draußen-Open-Air, dem "Fest".
Ich finde es ganz gut, denn neben einigen extra-feinen Acts sind auch die Headliner keine Geschmacksverirrung. Ein bisschen Blutauffrischung täte allerdings langsam mal gut, denn erneut kommen einige Acts aus vergangenen Jahren zum Zuge.
Willy de Ville spielt dazu fast jedes Jahr im Tollhaus, er soll wieder fit sein. Die großartige Roisin Murphy war unlängst mit Moloko da. Wobei ihre neue CD mit electro-infiziertem Neodisco-Sound besser als die von Madonna ist – und die Bühnenshow der exaltierten, leicht überkandidelten Ex-Moloko-Frontfrau ist sowieso über jeden Zweifel erhaben.
Besonders gelungen ist das Booking der Hauptbühne am Samstag: Nach den Karlsruhern Feverdog und Diego folgen Surfgitarren und Reggae-Pop mit den Australiern The Beautiful Girls. Von der Insel kommt KT Tunstall. Die Sängerin mit schottischen und chinesischen Wurzeln ist eine der angenehmen, auch mal rockig-intensiven Stimmen des hart am Mainstream vorbeischrappenden Folk-Pop.
Fettes Brot dagegen sind nicht nur große Entertainer, sondern mit den Fantas auch der gute Geschmack und das gute Gewissen des deutschen HipHop, der trotz fettem Funk und Soul gerne auch mal Richtung Pop schielt. Große Kunst und dazu superwitzig, wie die Hamburger mit "Bettina (pack deine Brüste ein)" nicht nur die Kunstmöpse-TV-Shows aufs Korn, sondern dank unschlagbarer Hookline auch die Charts im Sturm nahmen.
Mit einem Paukenschlag und einer Spät-Show endet dann der Samstag: Who Made Who kamen schon auf diversen INKA-CD-Seiten gut weg, live aber sind sie noch besser. Mit Tomboy sitzt hier sogar ein angesagter House-DJ und Producer am Schlagzeug, der energiegeladene Indie-Dancerock des dänischen Trios wird auch auf der großen Bühne knallen. Womit wir beim einzigen Ausrutscher des "Fests" sind, dem Freitag.
Sportfreunde Stiller haben mit ihrem WM-Song alle Credits verspielt, die großen Hallen sind passé. Ein, zwei gute Songs im Leben sind halt zu wenig. Ihre letzte CD war grausam – belangloser Poprock. Gleiches gilt verschärft für Revolverheld, die anstelle der durch Visa-Probleme verhinderten Kasai Allstars nachgebucht wurden, aber immerhin keine Credits durch ihren dämlich EM-Song zu verspielen haben – sie haben keine. Wie auch.
Die Zeltbühne ist nach dem HipHop-Freitag vor allem am Samstag und Sonntag sehr gut bestückt. Nach den Karlsruher Stromgitarren-Bands Storm The Shore, My Elegy und Up To Vegas folgt mit Neaera aus Münster eine der deutschen Metal-Hoffnungen, bevor es mit den Heidelbergern Irie Révoltés tollen deutschen Dancehall/Reggae zu hören gibt.
Auch der Sonntagabend bietet ein Extra-Highlight: LéOparleur sind aus Frankreich, die ungehemmt Chanson, Mestizo-Rock und Arabisch-Andalusisches auch mal mit Bert-Brecht-Texten würzen.
Noch ein Extra-Tipp für So, 20.7., 17 Uhr, Theaterbühne: Nach dem Motto "Jeder Ton ein Happening, allerfeinster Lungenswing!" bläst sich das GlasBlasSing Quintett mit leeren Flaschen die Seele aus dem Leib. Die fünf Berliner Exil-Harzer covern und lassen auch nicht ganz bierernste eigene Songs ploppen. -rw
18.-20.7., Günther-Klotz-Anlage, Termine s. Kalender
www.dasfest.net
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