Das Fest 2016

Popkultur // Artikel vom 22.07.2016

Die größte Neuerung bei der 32. „Fest“-Auflage ist so offensichtlich, dass sie von den meisten glatt übersehen worden sein dürfte.

Impresario Martin Wacker und seine veranstaltende Karlsruhe Event GmbH (KEG) haben das Sonnen-Wellen-Logo um ein ebenso selbstbewusstes wie unter Marketinggesichts­punkten sinniges „Karlsruhe“ ergänzt, mit dem „Das Fest“ nun auch für alle Auswärtigen verortet ist. Der Kartenvorverkauf läuft derweil so gut wie nie: 142 Tage vor Beginn war der Hügelbereich am Samstag eine geschlossene Veranstaltung! Der Freitag ist ebenfalls lange ausverkauft und dem Sonntag wird es bis zum Festivalauftakt nicht anders ergehen. Einzige Ausnahme: Für das „Mozarts Finest“ darbietende Fest-Klassikorchester (So, 10 Uhr) liegen ab 9 Uhr vor Ort noch 1.000 Tickets bereit. Aber es gibt ja neben dem Hügelbereich noch den 75 Prozent des „Fests“ ausmachenden frei zugänglichen Kinder- und Jugendbereich mit dem Sportpark samt „Fest Cup“, der DJ-, Kultur- und Feldbühne, auf der wieder einige entdeckenswerte Acts zu erleben sind!

Die Feldbühne
Das vom Stadtjugendausschuss (oder wie ihn KEG-Chef Wacker nennt, die „Mutter und Großmutter“ des „Fests“), dem Musikmobil Soundtruck und dem Jubez gemeinsam verantwortete kostenlose Feldbühnen-Programm startet gewohntermaßen mit Sprechgesang: Der Karlsruher Schote (Fr, 20 Uhr) und Beat-Homie Enaka haben ihre EP „Neue Bars Sued“ dabei; eine echte Family Affair sind The Lytics (Fr, 21 Uhr), die Hip-Hop-Formation aus dem kanadischen Winnipeg; gekrönt wird der Abend durch die Battleking-Show von Madrapper Laas Unltd (Fr, 22.30 Uhr). Hellhörig werden sollte man bei Bands mit dem ETEP-Siegel: Das „Eurosonic Noorderslag“ in Groningen, bei dem „Das Fest“ Anfang des Jahres für seine Notfallkarten und Präventionsflyer den Sicherheits-Innovationspreis der Health And Safety Group erhalten hat, eröffnet über das „European Talent Exchange Programme“ jungen Musikern die Chance, auf den wichtigsten europäischen Festivals zu spielen. Dieses Jahr von den Feldbühnen-Machern ausgewählt wurden die zartbesaiteten Schweden-Rocker Yast (Sa, 20.15 Uhr) und das Brüsseler Afrobeat-Indie-Pop-Quartett Fùgù Mango (So, 19.45 Uhr) und der krankheitsbedingt gecancelte Reggae-Act Hornsman Coyote & Soulcraft, für den die Bazzookas (Sa, 22.15 Uhr) einspringen, ein flotter niederländischer Achter mit Pauken und Trompeten. Weitere Tipps gehen an das unterm „Gold Soundz“-Banner stehende spacige Ambient-Post-Metal-Quartett Rosetta (Sa, 18.30 Uhr), das Köln-Karlsruhe-Electropunk-Duo 3dgar (So, 18.30 Uhr) und die hippen Volxsmusikanten Kofelgschroa (So, 21.30 Uhr). Dazu kommen ausgezeichnete lokale Künstler wie der „New Bands Festival“-Publikumsliebling Endless Second (Sa, 16 Uhr), „Mashody“-Sieger Badze (So, 12.30 Uhr) und „Best Of The Show“ (So, 13 Uhr) mit den Gewinnergruppen des 19. Karlsruher Streetdance-Contests sowie die kultige Mitmachkaraoke „Begnadigte Stimmen“ (So, 16.15 Uhr).

Die Kulturbühne
Den Publikumswünschen folgend gibt’s beim „Fest“ 2016 so viel Theater im öffentlichen Raum wie nie zuvor! Darunter Walk Acts wie der Saxophone Man (Sa, 13.30+16 Uhr; So, 18+20.30 Uhr), die kurvenreichen Showgirls (So, 15+19 Uhr) oder die vom „KA300“-Abschluss bekannte „Herde der Maschinenwesen“ (So, 13/17/21 Uhr), in der roboterartige Kreaturen der Münchner Gruppe Foolpool stampfend, sirrend und dampfend den Karl-Wolf-Weg entlang ziehen. Ein weiterer Trend, der sich auch beim diesjährigen „Fest“ abzeichnet: klassische Bewegungskunst, abzulesen etwa an der „Langen Nacht der kurzen Stücke“ (Sa+So, 20.30 Uhr), Jahr für Jahr ein weit im Voraus ausverkauftes Highlight beim Tempel-Tanzfestival. Nun stellt sich die moderne, klassische und experimentelle Tanzszene aus Karlsruhe und Region erstmals in der Klotze vor. Ole Lehmann (Fr, 21 Uhr) vertritt mit „Geiz ist ungeil – So muss Leben!“ die Stand-up-Comedy, das Staatstheater bietet ein „Best Of“ (So, 18 Uhr) aus „Spamalot“, den „Goldberg-Variationen“ und „Small Town Boy“, die Literarische Gesellschaft präsentiert beim „Spoken-Word-Spektakel“ (Sa, 16 Uhr) die österreichische Poetry-Slam-Meisterin Lisa Eckhart und den hiesigen Landesmeister Stefan Unser. Ein Extratusch geht an die als amtierender Gewinner des „Kleinkunstpreises Baden-Württemberg“ aus Mannheim anreisenden fünf taktvollen Groove-Ganoven der Schlagzeugmafia (Sa, 19 Uhr) mit ihren chaplinesquen Slapstick-Choreografien. Die drei Kulturbühnen-Abende gipfeln um 22.30 Uhr in variierende Feuershows.

Der Sportpark
Rund um die Europahalle macht sich der ebenfalls zum Gratisteil gehörende Sportpark breit. Beim traditionellen „Fest Cup“ (Online-Anmeldung bis 20.7.) küren Skater und BMXer über drei Tage ihre Besten auf der neun mal 14 Meter wuchtigen Vertical Miniramp mit Spine, die eigens aus der Schweiz nach Karlsruhe kommt; außerdem kann man im Longboard-Workshop (Fr, 15-20 Uhr; Sa, 14-20 Uhr; So, 10-19 Uhr, kostenlose Anmeldung vor Ort) die ersten Schritte auf dem Brett wagen, Fortgeschrittene feilen beim Slide- und Trickworkshop an ihren Skills. Zum bunten Sportpark-Bild gehören ebenso Graffiti und Streetart: Namhafte Sprayer verzieren die 70-Quadratmeter-Wand, dazu gibt’s einen Graffiti-Workshop (Fr, 15-19 Uhr, 15 Euro, Online-Anmeldung erforderlich), der von den theoretischen Blöcken Geschichte, Rechtsbelehrung und Materialkunde zur Praxis übergeht, sowie eine kostenlose Skizzensession (So, 15-20 Uhr, ohne Anmeldung) mit Ceon und Sure. Auch musikalisch macht der Sportpark was her: Bei der „Unikat Fashion Meets Beats“-Party legt zuerst DJ Ketch (Fr, 20 Uhr) seinen Urban Mix auf, tags drauf läuft dann Electronic Music von DJ Chris Stadl (Sa, 20 Uhr).

Die DJ-Bühne
Zu wummernden Electro-Beats können sich die Partypeople vor der DJ-Bühne auf dem Grund des abgelassenen Modellbootsees treiben lassen. „Mashody“-Gewinner Iame (Fr, 17 Uhr) darf in den Abend geleiten, die Nacht gehört dann Magena (Fr, 23 Uhr), der später auch bei der Brain-Theater-After-Party (P8) auflegt. Der Discomat (Sa, 20 Uhr) mischt House und Techno mit Kraut, Dub, Disco, Ethno und experimentellen Klängen; der minimalistische Straßburger Dark Fela (Sa, 21 Uhr) ist Begründer der populären „Bugz Night“ und auf die aus Japan heimgekehrte Veteranin D-Vine (Sa, 22 Uhr) folgt DJ Soulfood (Sa, 23 Uhr), der Drum’n’Bass in Karlsruhe über die zurückliegenden 15 Jahre wieder salonfähig gemacht hat und nach seinem „Fest“-Set bei der „Liquid Session“ (Sa, 23 Uhr, Dein Nachtbar) noch einen draufsetzt. On Top: die beiden Stuttgarter „Rocker 33“-Vermächtnisse Marius Lehnert (So, 20 Uhr) und Konstantin Sibold (So, 21.30 Uhr).

Die After-Fest-Partys
Wer den Hals respektive die Ohren noch nicht voll genug hat, festet in Town weiter: Zur Wahl stehen die dieses Jahr im P8 steigende Brain-Theater-Label-Show (Fr, 22 Uhr) von Fait du Prince, Soufian und Magena oder die eintrittsfreie zweite „Liquid Session“ (Sa, 23 Uhr, Dein Nachtbar) mit Tieftontherapeuten Chris D. Sign, Massl und Soulfood. Parallel legt außerdem Benito Blanco (Sa, 23 Uhr) auf, der seit Kurzem seine Stadtmitte-Residency mit der neuen zweimonatlichen House-Reihe „Mi casa su casa“ weiterführt, während sich Zapata Soundz (Sa, 23 Uhr) nach dem schon traditionellen „More Fire!“-After-Fest-Abriss in die dreimonatige Rollbar-Sommerpause verabschieden. -pat

Zurück

Einen Kommentar schreiben

Bitte addieren Sie 2 und 6.

WEITERE POPKULTUR-ARTIKEL