28. Pride Pictures – Queer Film Festival
Kino & Film // Artikel vom 11.10.2021
Leinwand statt Bildschirm.
Nach der „Couch-Kino“-Ausgabe 2020 laufen die 28. „Pride Pictures“ mit ihren internationalen, deutschuntertitelten Beiträgen aus 21 Ländern und fünf Kontinenten wieder in Publikumspräsenz; wenn auch dieses Jahr noch ohne Rahmenprogramm.
Vor dem Eröffnungsfilm „Alice Júnior“ (Mo, 11.10., 20.15 Uhr) versetzt „Berührung“ als erstes von vier Kurzfilmprogrammen (Unsichtbare Dritte: Fr, 15.10.; Zeitachsen: Sa, 16.10.; Body Image: So, 17.10., je 18 Uhr) in Festivalstimmung – und dann gibt’s gleich ganz großes Kino: Die vielfach preisgekrönte und auf der „Berlinale“ 2020 u.a. für einen „Teddy Award“ nominierte brasilianische Produktion handelt von der sorglosen, verwöhnten Transgender-YoutuberIn Alice (Trans-Social-Media-Star Anna Celestino Mota), die sich nach dem Umzug aus der pulsierenden Stadt Recife in der Provinz Prüderie und Engstirnigkeit erwehren muss. Schnelle Bildwechsel, mitreißende Pop-Samples, schrille Soundeffekte, Glitzer und Emojis zeichnen den Stil dieses Statements gegen die transphobe Atmosphäre in Brasilien aus.
Die schwulen Spielfilme führen nach Namibia, ins Vereinigte Königreich und aus der Schweiz in die Türkei: „Kapana“ (Di, 12.10., 18 Uhr) vom französischen Regisseur Philippe Talavera ist die Geschichte der ungleichen Charaktere George und Simeon, einem offen schwul lebenden Versicherungsmakler und einem Kapana-Verkäufer aus Katutura, die eine zufällige Barbegegnung zusammenführt. Russell T. Davies feiert als Gegenstück zu seinem bahnbrechenden „Queer As Folk“ mit „It’s A Sin“ (Sa, 16.10., 20.15 Uhr) zwar wieder das queere urbane Leben; jetzt befasst er sich aber auch mit den Auswirkungen von Aids, indem er drei jungen Schwulen ins London des Jahres 1981 folgt, wobei der immer bedrückender werdende Plot nie seine lebensbejahende Leichtigkeit verliert. In „Beyto“ (Do, 14.10., 20.15 Uhr) verliebt sich der einzige Sohn in die Schweiz eingewanderter Türken in seinen Schwimmtrainer, weshalb ihn die traditionsbewussten Eltern während des nächsten Heimaturlaubs mit seiner Freundin aus Kindertagen zwangsvermählen.
Die lesbischen Spielfilme reisen ins raue Nordamerika des 19. Jahrhunderts und ins Berlin von heute: Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Jim Shepard erzählt der bei seiner Premiere auf den Filmfestspielen von Venedig 2020 mit dem „Queer Lion“ für den besten LGBTQ-Film ausgezeichnete „The World To Come“ (Mi, 13.10., 20.15 Uhr) die poetisch-sensible Love-Story der benachbarten verheirateten Farmerinnen Abigail (Katherine Waterston) und Tallie (Vanessa Kirby), bei denen der gegenseitige Trost schon bald in ganz andere Gefühlsregungen umschlägt; Sascha und Maria, die beiden Frauen in Henrika Kulls „Glück“ (Do, 14.10., 18 Uhr), lernen sich dagegen als Sexarbeiterinnen im Berliner Bordell Queens kennen. Über zwei Jahrzehnte nach „Gendernauts“ kehrt Monika Treut mit „Genderation“ (Di, 12.10., 20.15 Uhr) nach San Francisco zurück, um fünf ProtagonistInnen – heute bekannte Persönlichkeiten der Queer-, Intersex- und Trans-Szene – ihres Filmklassikers wiederzutreffen. Der 2021 ins „Oscar“-Rennen geschickte Publikumserfolg „Tove“ (Fr, 15.10., 20.15 Uhr) zeichnet ein beeindruckendes Porträt der bekanntesten Autorin und Zeichnerin Finnlands: der mit den Geschlechterrollen ihrer Zeit brechenden Tove Jansson, die im Helsinki der 40er durch ihre „Mumin“-Büchern und -Comics berühmt wird.
Mit welchem Risiko eine transidente Persönlichkeit in Georgien Tag für Tag leben muss, führt die mit dem „Teddy Jury Award“ 2021 ausgezeichnete Doku „Instructions For Survival“ (Mi, 13.10., 18 Uhr) vor Augen. In einer Jugendvorstellung entpuppt sich „Kokon“ (Fr, 15.10., 15.30 Uhr) als trotzig-heiteres Berliner Comic-of-Age-Drama. Den Festivalabschluss macht „Fuchs im Bau“ (So, 17.10., 20.15 Uhr), den Regisseur Arman T. Riahi in einer Wiener Gefängnisschule spielen lässt. -pat
Mo-So, 11.-17.10., Kinemathek, Karlsruhe
www.pridepictures.de
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