INKA Stadtmagazin #196
Inka Ausgaben // Artikel vom 01.10.2025

Willkommen zurück aus der Sommerpause und der hoffentlich schönen langen Ferienzeit!
Und gleich rein in den Kulturherbst, in dem die Karlsruher Szene von der Hoch- bis Subkultur gleich wieder Vollgas gibt. Kulturhighlights im Oktober sind das komplett neu kuratierte Festival „Zeitgenuss“, das Neue Musik mit transparentem Kuppelzelt mitten auf den Marktplatz und in die Fußgängerzone bringt. Natürlich „Pride Pictures“, das queere Filmfestival, das wir ebenso mit großer Freude präsentieren wie auch das Festival „Tanz Karlsruhe“, das ab Anfang November quer über die Stadt verteilt internationale Highlights wie spannende regionale Tanz-Compagnies vorstellt.
Und im Pop-up-Store des städtischen Kreativwirtschaftsbüros K3 kann man sich a) wunderbar mit Geschenken eindecken und b) die hiesigen Kreativkünstler und Kleinproduzenten unterstützen. Nicht zu vergessen die „Literaturtage“, mehr dazu unten. Dass was gehen kann, zeigten schon die großen Auftaktveranstaltungen im September: Das bei supergutem Wetter stattfindende „Theaterfest“ des Staatstheaters und das „Rheingrün“-Techno-Open-Air in Rappenwört hatten bei noch mal hochsommerlichen Temperaturen Rekordzulauf zu vermelden.
Zwei Tage später ist das Texteschreiben auf dem Balkon in der Campinganlage Südwest bei zwölf Grad und Dauerregen perdu. Umso mehr freut man sich, dass die Kultureinrichtungen noch Dächer über dem Kopf haben. Zu erleben auch bei der „Kamuna“. Diese zählte rund „28.000 Besucher“, wobei das so eine Sache ist: Es handelt sich um die Publikums-Clicks pro Locations. Veröffentlicht werden aber dennoch 28.000 Personen, auch wenn es faktisch nur 3.000 sein dürften. Ohne Dach, aber supererfolgreich mit kolportierten 290.000 Zuschauern trotz des oft verregneten Wetters liefen die „Schlosslichtspiele“, die allein in der Ev. Stadtkirche 32.000 Besucher zählten. Das würde bedeuten, dass jeden Tag – stehend – nahezu 10.000 Personen die Lichtshow goutierten. Wahrscheinlich hat man die Menschenmassen in der City mitgezählt, die am Karstadt – wo ebenfalls eine coole Lichtinstallation hängt – vorbeiflanierten. Wäre ja auch recht und billig.
Im Oktober ist dann „Stadtfest“ bzw. eher „Landfest“, weil die Karlsruher ja dann noch weniger in die City strömen. Nach dem vermutlich von Hundertausenden goutieren Megaevent gehen die Sanierungsmaßnahmen in der Kaiserstraße weiter, um als nächstes Breuninger das Weihnachtsgeschäft zu vermiesen. Dauer Richtung östliche und westliche Kaiserstraße: 3,5 Jahre. Der Verwaltung offenbar egal, die Gewerbesteuer kommt ja aus der krisenfesten IT-Branche. Was ich damit sagen möchte: Eine freie Presse täte not hier. Stattdessen geht die städtische PR-Maschinerie ihren weiteren Gang. Man hofft nun auf neue Landesförderungen, um des ÖPNV Minus’ Herr zu werden – und kündigt weitere Kultureinschnitte an. Die Kulturförderungen, von denen hohe Prozentzahlen an Miete an die Stadt als Vermieter zurückfließen, sollen offenbar durch Mieterhöhungen noch maximiert werden. Brosamen.
Von den im Dezember einzusparenden 160 Mio. im Doppelhaushalt sind rund 80 Prozent auf letzteres zurückzuführen, rund 20 Prozent auf das Minus des Städtischen Klinikums. Abhilfe täte auch hier not. Die Stadt kann sich den Betrieb des Tunnels einfach nicht leisten, 30 bis 50 Mio. pro Jahr allein für den Tunnelbetrieb sind nur zu schaffen, wenn alles andere plattgemacht wird an sogenannten „Freiwilligen Leistungen“. Zuschütten den Tunnel? Zu teuer. Also: stilllegen. Fehler gemacht und weiter. Im März rechnete INKA-Autor Florian Kaufmann in der „Taz“ hoch, dass sich die Stadt alleine in den letzten Jahren um rund 300 Mio. Euro „verrechnet“ habe. Gleichzeitig steigen die komplett über Kredite finanzierten Investitionshaushalte noch. Bevor es an Soziales, Kultur und Gemeinwohl geht, gehören erst mal diese um Dutzende Mio. pro Jahr erleichtert! 252,7 Mio. Euro 2026 und 263,1 Mio. für ’27 sind angesetzt. Ein Irrsinn angesichts der Haushaltsnotlage.
Trotz dieser Notlage jettet die Stadtspitze derweil gerne nach Asien und China, wo man u.a. der Staffelstabübergabe der „World Games“ beiwohnte und diese in die Höhe reckte, ein Topfoto für den Jubelartikel dazu in der „StadtZeitung“. Zu den Geschäftsführern des zukunftsträchtigen Großevents wurden berufen: Martin Wacker (KME) und Pascal Rastetter (Tourismus). Beide städtischen GmbHs betreiben zusammen auch die Website karlsruhe-erleben.de. Mit „Kultur in Karlsruhe“ und „Themenmanager Kultur“ Stephan Theysohn (Kamuna-Gesamtkoordination).
Nun, INKA war im Sommer in Gesprächen mit dem Kulturamt und zuvor auch dem Kulturring; es ging um eine Weiterführung der INKA-Website mit vollständigem Terminkalender, ein solcher Onlinekulturkalender fehlt der IT-Stadt ja in der Tat. Pech gehabt. Denn die KME und „Kultur in Karlsruhe“ lassen eine Schnittstelle für Kalenderdaten für ihre eigene Website „Karlsruhe erleben“ programmieren, die dann interessierten Kulturplayern zur Verfügung gestellt werden soll. Ob inka-magazin.de dazugehört?
Mal sehen, wie sich das noch entwickelt. Nicht zu vergessen als großer Veranstaltungstipp sind natürlich die vom plötzlichen Tod Prof. Schmidt-Bergmanns überschatteten „Literaturtage“. Er war ein streitbarer Geist pro Sanierung des Prinz-Max-Palais’, die für eine Neuausgestaltung der City ultrawichtig wäre, aber bis mind. 2031 verschoben wurde. Dafür hatte der OB keine Zeit, ihm zu kondolieren, das übernahm im Fall des „Literaturpapstes des Südwestens“ die Erste Bürgermeisterin Gabriele Luczak-Schwarz. Zeit hatte er dagegen zum Versenden von Grüßen zum jüdischen Neujahrsfest Rosch ha-Schana – ohne ein einziges kritisches Wort zum Genozid in Gaza zu verlieren.
Support your locals. Einen schönen Herbst & Kulturstart wünschen
Roger Waltz, Patrick Wurster & Julia Heiß
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