Eunique 2012
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 12.04.2012
„May your home shine on beauty...“ lautet das Motto der vielfach ausgezeichneten finnischen Glaskünstlerin Ritva-Liisa Pohjalainen, mit dem man aber auch die „Eunique“ treffend überschreiben könnte.
Bereits zum vierten Mal ziehen in die Tageslichthallen der Karlsruher Messe hoch dekorierte Preisträger nationaler und internationaler Design-Wettbewerbe ein, sind außergewöhnliche Unikate und Kleinserien nicht nur zu bestaunen, sondern auch zu erwerben. „Diese Messe ist ein stimmungsvoller Marktplatz für außergewöhnliche Produkte. Bei der „Eunique“ gerate ich immer selbst etwas ins Schwärmen“, so Britta Wirtz, Geschäftsführerin der KMK.
Rund 350 Designer aus 21 Nationen machen Karlsruhe drei Tage lang zum Mekka all derer, die Freude an individuellem Design, originellen Lösungen für die eigenen vier Wände und exklusiven Accessoires haben. Kunst, Kunsthandwerk oder Design – die Übergänge sind fließend, das wird auch dieses Jahr wieder deutlich. Klar, die „Eunique“ hebt sich mit ihrer Internationalität und dem hohen Qualitätsanspruch deutlich von den Kunsthandwerkermärkten ab. Aber so, wie man dort auf der Suche nach dem zu einem passenden individuellen Unikat fündig werden kann, so ist dies – zugegeben: auf höherem Niveau – auch auf der „Eunique“ möglich. Wobei sich die Frage nach dem Etikett bei den Künstlern selbst zumindest nicht mehr stellt.
Karlsruhe steht für Kreativität
Dass Karlsruhe selbst viel zu bieten hat in punkto Design, belegt die Auswahl der international besetzten Jury: 16 Schmuckdesigner, Hutmacher, Keramiker, Glaskünstler, Modisten und Uhrmacher aus der Fächerstadt beteiligen sich an der „Eunique“, etliche davon nicht zum ersten Mal. Deutlich wird auch hier, dass Schmuckdesign Hochkonjunktur hat, denn fast die Hälfte ist in diesem Segment „zu Hause“. Da sind Schmuckstücke, die mit Edelsteinen spielen (Stephanie Hensle) neben schlichten, geradlinigen Objekten (Wiebke Goos und Susanne Goldbach) oder filigranen, verspielten „Lieblingsstücken“ (immerdein, Leonore Jock oder Christine Gasperetti) zu finden. Aber es gibt auch Neues zu entdecken, oder wussten Sie, dass es in Karlsruhe noch eine Uhrmanufaktur gibt, die hochwertige Unikate mit Schweizer Uhrwerken herstellt (Schäuble & Söhne)? Oder eine Modistin, mit deren Hüten Sie nicht nur gut bedeckt sind, sondern sich deutlich aus dem Strickmützen-Einerlei hervorheben und auf der Rennbahn locker Staat machen können (Hut-Linde)? Mit Monika Assems Label „macharten“ ist außerdem eine Preisträgerin des „Red Dot Award“ – immerhin der weltweit renommierteste Design-Preis – aus Karlsruhe an der „Eunique“ beteiligt. Angela Johes und Dagmar Langers Porzellan-Unikate sowie die Glasobjekte von Michael Schwarzmüller sind auch bereits in ausgewählten Museen gesichtet worden. Neben Baden-Württemberg sind weitere Bundesländer präsent und machen damit den innerdeutschen Vergleich möglich. Britta Wirtz: „Dass Philipp Rösler die Schirmherrschaft übernommen hat und das Baden-Württembergische Wirtschaftsministerium die „Eunique“ fördert, zeigt die Wertschätzung, die uns auf höchster Ebene für diese Messe entgegengebracht wird.“
Außerdem präsentieren sich auch in diesem Jahr wieder verschiedene französische Institutionen, die mit ihrem ganz eigenen Design zu sehen sind: Die 1868 gegründeten Ateliers d’Art de France, die Vereinigung französischer Kunsthandwerker mit über 5.000 Mitgliedern, darf natürlich nicht fehlen. So zeigt uns Stefanie Wesle (Ateliers Autruche), dass Kopfbedeckung mehr ist als nur Schutz vor Witterung, denn ihre Hüte aus Naturmaterialien wirken fast wie barocke Perücken. Christelle Rivons Kollektion (Kristel Kreations) ist dagegen eher etwas für Wagemutige: Auffallen ist bei ihr im Preis inbegriffen! Und nicht nur bei YeT-Creation, die ihre Taschen ausschließlich aus recycelten Produkten herstellen, ist Nachhaltigkeit ein großes Thema. Neben der FRÉMAA, dem Elsässischen Regionalverband der Kunsthandwerker, ist übrigens auch Südfrankreich in diesem Jahr mit einem eigenen Gemeinschaftsstand vertreten.
Partnerland Finnland
Finnisches Design ist nicht zuletzt dank Alvar Aalto, Marimekko und Tapio Wirkkala in aller Munde. Geradlinigkeit, klare Linien und Funktionalität zeichnen das schnörkellose Alltagsdesign aus, mit dem Finnland seit den 50er Jahren bekannt ist. In diesem Jahr ist das Land nicht nur Partner der „Eunique“ und wird damit speziell herausgehoben, sondern punktet auch mit Helsinki als „Design-Welthauptstadt 2012“. Die Sonderausstellung, die das Partnerland präsentiert, ist entsprechend auch dem Thema „Between tradition and future“ gewidmet. Damit macht Finnland deutlich, dass die Gegenwart genau zwischen diesen beiden Polen liegt, dass Tradition nicht nur Museales berührt, sondern auch Fähigkeiten, die sich immer im Wandel befinden. Dem trägt beispielsweise Svanhild Abonde Rechnung, deren aus Naturmaterialien gefertigte Kleidungsstücke an die Tracht der Samen und Lappen erinnern. Ritva-Liisa Pohjalainen benötigt für die Herstellung ihrer Glasobjekte gleich drei synchron arbeitende Glasbläser. Dass die Natur als Gestalterin eine wichtige Rolle spielt, davon zeugen auch die Keramiken von Päivi Ritaniemi (Amfora Gallery), organische Wandarbeiten von Raija Jokinen, Textilarbeiten von Helena Vaari oder die „laufenden Gemälde“ von Netta Tiitinen, wie sie die von ihr entworfenen und handbemalten Kleidungsstücke nennt. Architektonisch streng und linear geht es bei Jarmo Pitkänen (Tundra Ceramics) und insbesondere bei Markku Salo zu. Die finnischen Designer zeigen in Karlsruhe also das breite Spektrum ihres Schaffens und machen so auch neugierig auf einen Ausflug in Europas nordöstlichste Ecke.
Sonderschauen, Ausstellungen, Preise
Seitdem es die „Eunique“ gibt, ist es gute Tradition, dass der WCC-Europe Award in Karlsruhe verliehen wird. Damit werden Künstler ausgezeichnet, deren Arbeiten sich insbesondere durch handwerkliche Qualität und die richtige Materialwahl für das jeweilige Objekt hervorgetan haben. Außerdem zählen Originalität und Funktionalität. Mit der Ausstellung „Just Ceramics“ wird dem Revival Rechnung getragen, das Keramik gerade erfährt: Internationale Spitzenwerke sollen auf die hohe Qualität in den Bereichen menschliche Figur, Gefäße und freie Arbeiten hinweisen. Bewährt hat sich das im letzten Jahr neu eingeführte Galerien-Areal, in dem sich auch 2012 wieder die auf Kunsthandwerk und Design spezialisierten Galeristen mit ausgewählten Unikaten präsentieren. Und ebenfalls bewährt ist auch der Bereich, in dem die Hochschulen ihr Können zur Schau stellen können. Das trinationale Vernetzungsprojekt „Design am Oberrhein“ führt anschaulich vor, über welche Design-Macht die Region zwischen Basel und Mannheim links und rechts des Rheins verfügt. Anschaulich auch deshalb, weil die Hochschulen dieses Jahr auf der „Eunique“ einen DesignCampus errichten und einen dreitägigen Workshop durchführen. Eine von einem Industriepartner gestellte Aufgabe wird dabei von Studierenden und der interessierten Bevölkerung unter Anleitung eines erfahrenen Designers bearbeitet und zeigt exemplarisch die reale Situation an Hochschulen mit ihrem seit Langem gepflegten Diskurs mit unterschiedlichen Projektpartnern: „Wir sind immer auf der Suche nach der Definition des Designbegriffs von morgen – die verschiedenen möglichen Richtungen sind gut auf der „Eunique“ zu sehen“, so Katrin Sonnleitner von der HfG. Eingebettet ist der Workshop überdies in eine Ausstellung, die ausgewählte Kooperationen der Hochschulen am Oberrhein mit der Industrie, den Kommunen oder öffentlichen Trägern zeigt. Dort ist dann auch das Kooperationsprojekt von HfG Karlsruhe und Fraunhofer Institut mit dem klingenden Titel „Waste based Innovation“ zu sehen, bei dem prototypische Innovationsmodelle entwickelt wurden. Dabei ging es darum, Tüten, Flaschen und Verpackungen zu neuen Gegenständen zusammenzufügen. Unter anderen wird Juli Foos – unsere Designerin fürs gehäkelte Cover der Februar-Ausgabe von INKA – mit einem aus rund 500 Plastiktüten geknüpften Teppich dabei sein. -ChG
4.-6.5., Messe Karlsruhe, täglich 11-19 Uhr, Eintritt: Frühbucher (bis 25.4.) 12 Euro (Tagesticket),
20 Euro (Dauerticket), an den Messetagen: Tagesticket 15 Euro/erm. 12 Euro, Dauerticket 25 Euro
www.eunique.eu
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