Zahl der Baugenehmigungen sinkt

Stadtleben // Artikel vom 01.12.2022

Bundesweit bleibt die Zahl neu gebauter Wohnungen hinter den selbst gesteckten Zielen zurück.

Auch in Karlsruhe ist der Bedarf nach Wohnraum höher als das Angebot. Nach den Planungen der Stadtverwaltung sollen daher bis 2035 über 10.000 neue Wohnungen entstehen; 1.100 davon zwischen 2020 und ’23. Tatsächlich konnten in den ersten zwei Jahren 1.314 Wohnungen fertiggestellt werden. Die wirklich großen Wohnungsbauziele hat sich die Stadt aber erst für die kommenden Jahre gesteckt: Allein in den vier Jahren zwischen 2024 und ’27 sollen über 4.000 Wohnungen entstehen. Zum Jahreswechsel waren über 2.300 Wohnungen genehmigt, aber noch nicht fertiggestellt (Bauüberhang). Doch die Zahl der erteilten Baugenehmigungen für Wohnungen nimmt ab: Schon 2021 ging die Zahl der genehmigten Wohnungen in Karlsruhe um ein Drittel zurück und auch im laufenden Jahr zeigt die Tendenz in Ba-Wü nach unten.

Die Flächenknappheit in der Stadt und die Konkurrenz mit anderen Nutzungen verknappe den möglichen Raum für neue Wohnungen in allen Städten, heißt es von der Stadtverwaltung. Dazu kämen „komplexe und umfassende“ gesetzliche Anforderungen und der notwendige Interessensausgleich, die die Verfahren bis zur Baugenehmigung sehr zeitintensiv machten. Gerade der in der Wohnungsbaupolitik derzeit favorisierte Grundsatz der „Innen- statt Außenentwicklung“ erfordere einen hohen Abstimmungsbedarf mit Nachbarschaft, Wirtschaft und dem Umweltschutz. Bei Neubauten im Stadtgebiet gäbe es deutlich mehr Planungsbedarf und Interessenskonflikte als beim Bau auf der grünen Wiese am Stadtrand, der jedoch Flächen mehr verbraucht und versiegelt.

Eine wesentliche Entspannung für MieterInnen ist aber auch dann nicht zu erwarten, wenn die gesteckten Ziele des Wohnungsneubaus bis 2035 erreicht würden. Bestenfalls könne „eine nur noch moderate Anspannung auf dem Karlsruher Wohnungsmarkt herrschen“, so die Stadtverwaltung. Aufgrund der genannten Probleme und der wieder ansteigenden Bevölkerungszahlen sei ein langfristig ausgeglichener Wohnungsmarkt in Karlsruhe kaum erreichbar.

Um trotzdem mehr Menschen bezahlbaren Wohnraum zu ermöglichen, forderten mehrere Stadtratsfraktionen die Ausweitung einer verpflichtenden Sozialwohnungsquote über die Innenstadt hinaus. „Die Verwaltung sieht den politischen Willen“, antwortete das Liegenschaftsamt in einer Stellungnahme. Aufgrund der „kleingliedrigen Eigentümerstruktur“ und der Notwendigkeit der schnellen Schaffung von Wohnraum äußerte sich das Amt aber bezüglich einer Umsetzung skeptisch und bat um mehr Zeit.

Die Chance für mehr Sozialwohnungen auf dem von der Gröner Group bebauten C-Areal in der Nordstadt hätte die Stadtverwaltung bereits vertan, kritisiert Mathilde Göttel von der Karlsruher Links-Fraktion: „Die Stadtverwaltung lehnt immer wieder die Nutzung von Instrumenten des Baugesetzbuches ab, die in anderen Städten auch in Ba-Wü gut erprobt sind. So kommen wir nicht weiter. Und so wird es weiterhin viel zu wenige bezahlbare Wohnungen in Karlsruhe geben.“ -fk

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