Der Künstler hinter dem Cover: Jochen Schambeck
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 06.02.2022
Vor über 20 Jahren schraubten sich die vor fett aufgetragener Farbe überbordend aus dem Rahmen springenden Rosenbilder von Jochen Schambeck im Badischen Kunstverein erstmals in mein Gesichtsfeld.
Seitdem war der Karlsruher Künstler immer wieder in INKA vertreten. Drei Jahre lang bis Anfang 2022 war eine große Arbeit Bestandteil der Ausstellung „Writing The History Of The Future“ im ZKM: das „Well Oiled“-Öltankerbild. Eine große „Version“ des halbversunkenen in schwerster See befindlichen Tankers – „Well Oiled 19“, quasi das Finale einer ganzen Serie zu diesem Thema – stach mir bei einem Atelierbesuch bei Schambeck vergangenen Herbst ins Auge, als ich eigentlich auf der Suche nach einer besonderen Grußkarte war. Wir vereinbarten damals das Cover des INKA StadtBlatts und das Cover zur „art Karlsruhe“ im Februar, die nun auf den 7. bis 10.7. verschoben ist. Nun ist es das erste Cover im neuen INKA Stadtmagazin geworden.
Schambeck: „Das Bild hätte auch gut gepasst zur bis 9.1. gelaufenen Ausstellung „Oil – Schönheit und Schrecken des Erdölzeitalters“ im Kunstmuseum Wolfsburg, nur war die Ausstellung schon lange vorher konzipiert. Deren Leiter Andreas Beitin wusste nicht, dass sich an seiner früheren Wirkungsstätte, am ZKM, eines meiner Öltankerbilder in der Sammlung befindet. Ich habe das Bild gemalt, weil es einerseits den Wahnsinn unseres enormen Konsumverhaltens ausdrücken, aber auch den Wahnsinn meines eigenen Ölfarbverbrauches darstellen soll! Es kann ein Warnbild sein, das zeigt, dass es so nicht weitergehen kann und darf und uns zum Umdenken und Konsumverzicht und zur Sparsamkeit aufruft. Aber es kann auch ein Bild sein, das zeigt, dass es gerade eben – jedenfalls in der Kunst und mit der Kreativität – mit voller Kraft und gut geschmiert bzw. gut geölt weitergehen muss, immer weiter, mit so viel Energie, wie es nur geht!“
Die Kunsthistorikerin Dr. Ulrike Lehmann bringt das Bild und Schambecks Kunst auf den Punkt: „Jochen Schambeck, der sich immer schon zum Medium Bild und zur Malerei hingezogen fühlte, hat mit seinen Gemälden eine bewusste Setzung zum vieldiskutierten „Ende der Malerei“ vollzogen. Sie sind ein antithesenartiger Ausdruck, ein Statement zu einer in Kunstkreisen geführten Diskussion um die Vorherrschaft der Fotografie gegenüber der Malerei. Während einer Phase Ende der 1990er Jahre hat die Fotografie und Medienkunst in der Tat auf dem Kunstmarkt die Malerei in den Hintergrund gedrängt, wenngleich in den Ateliers weiter gemalt wurde. Vom Untergang, vom Tod und Ende der Malerei war die Rede. In dieser Zeit riet man Schambeck, auf ebensolche Ausdrucksformen zurückzugreifen. Doch er trotzte und widersetzte sich diesem Rat, wappnete sich mit einer großen Anzahl an Öltuben und Ölfarbdosen und malte Bilder, die die totgesagte Malerei – und ihr primäres Medium, die Farbe – selbst zum Thema machen und diese im Überfluss darstellen. So erscheint seine Ölmalerei wie der darin dargestellte Öltanker: überladen und voll. Der Öltanker wird so zu einem Sinnbild für die Ölmalerei, der, auch wenn er untergeht, seine Farbladung hinterlässt, aus der wiederum Neues entsteht. Aus der Katastrophe auslaufender Farbdosen ist nicht das Ende der Malerei zu erwarten, sondern es entsteht die Malerei, und ein scheinbar ungebändigter Farbfluss kann sie nicht mehr aufhalten. Hier wird ein orgiastisches Farbfest gefeiert, das dem „Ende der Malerei“ bis zum Exzess trotzen will. Farbe wird dabei nicht als Mittel zum Zweck einer Darstellung verwendet, sondern die Farbe wird zum Thema gemacht.“ (Aus dem Katalog „Oil On Troubled Waters“). -rowa
WEITERE KUNST & DESIGN-ARTIKEL
BLM-Museumsauktion
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 28.09.2025
Am So, 28.9., dem letzten BLM-Öffnungstag vor der großen Sanierung, heißt es Abschied nehmen – und mitbieten!
Weiterlesen … BLM-MuseumsauktionGalerientag Karlsruhe 2025
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 20.09.2025
Dieser Tag ist für Kunstfans die perfekte Gelegenheit, Karlsruhes Galerien zu erkunden!
Weiterlesen … Galerientag Karlsruhe 2025Stadt, Land, Fluss – Vision Pamina
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 19.09.2025
Im Rahmen von „Stadt, Land Fluss“, dem seit 12.6. laufenden Kandeler „Kunstfestival zur Transformation der Innenstadt“, verwandelt die Pop-up-Ausstellung „Vision Pamina“ den Leerstand des Ofenbauers DBK in einen „Möglichkeitsraum für Kunst, Begegnung und Veränderung“.
Weiterlesen … Stadt, Land, Fluss – Vision PaminaZehn Jahre Zettzwo Produzentengalerie
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 19.09.2025
Auf zehn Jahre produktives künstlerisches Wirken blickt die Zettzwo Produzentengalerie zurück – als ein Fixpunkt im Kunstgeschehen der Stadt und ein kultureller Ankerpunkt direkt beim Café Cielo am Durlacher Markt.
Weiterlesen … Zehn Jahre Zettzwo ProduzentengaleriePaarweise
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 19.09.2025
Die Künstlerpaare Barbara Jäger/OMI Riesterer und Gabriele Goerke/Sandro Vadim haben eine Ausstellung mit weiteren fünf Künstlerpaaren initiiert und kuratiert, die mit ihrem jeweiligen Werk in eine wechselseitige Beziehung gesetzt werden.
Weiterlesen … PaarweiseGülbin Ünlü
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 19.09.2025
Mit einer Einzelausstellung präsentiert sich die in München lebende Künstlerin Gülbin Ünlü, die mit einer besonderen Technik arbeitet, die Malerei und Druckverfahren verbindet.
Weiterlesen … Gülbin Ünlü90 Jahre KP Muller
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 14.09.2025
Anlässlich seines 90. Geburtstags widmet das Jockgrimer Zehnthaus dem im November 2000 gestorbenen Karl Peter Muller, der sich selbst nur KPM nannte, eine Ausstellung.
Weiterlesen … 90 Jahre KP MullerNiklas Goldbach & Annegret Soltau
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 14.09.2025
Annegret Soltau hat mit ihrem Schaffen die feministische Kunst in Deutschland entscheidend geprägt.
Weiterlesen … Niklas Goldbach & Annegret SoltauFluid
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 13.09.2025
Die Künstlergruppe mit Dirk Haupt (Malerei), Kerstin Burst (Mixed Media), Ulrike Häußler (Fotografie), Lukas Fries (Installation) und Katrin Sofie F. (Soundperformances) hatte bereits 2021 eine Ausstellung in der Orgelfabrik Durlach mit dem Namen „Unauffälligkeiten“ – in der man auf einer den kompletten Boden bedeckenden, sich bewegenden Silberfolie barfuß umherwandern konnte.
Weiterlesen … Fluid
Kommentare
Einen Kommentar schreiben