Eunique 2013

Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 10.05.2013

Dieser Karlsruher Marktplatz für Angewandte Kunst und Design ist kontinentaleuropaweit ebenso einzigartig wie seine Werkstücke.

Und vom 7. bis 9.6. feiert die „Eunique“ ihr erstes kleines Jubiläum! Zum fünften Mal können in den Hallen der Messe Karlsruhe Unikate, Prototypen und limitierte Kleinserien in Form von Schmuck, Mode und Accessoires sowie Interior und Outdoor Design bewundert und gekauft werden.

Dabei will sich die „Eunique“ weder als Kunsthandwerksschaufenster noch als Design-Showroom verstanden wissen: „Wir sind eine internationale Plattform für den Austausch zwischen Gestaltern, Galerien, Wiederverkäufern und Endkunden“, ordnet Projektleiter Kai Richter von der Karlsruher Messe- und Kongress-GmbH ein. 350 Aussteller aus 20 Nationen hat die Fachjury erwählt, darunter den „Eunique“-Besuchern bereits geläufige Namen wie Rike Scholle (Glas), die Thierfelder-Manufaktur (Mode) oder Rosa Mendez (Schmuck), aber auch Newcomer, Talente und innovative Labels, die das neue Verbraucherbewusstsein für Ökologie und Nachhaltigkeit widerspiegeln. Beispielsweise die aus Garnen von abgetragenen T-Shirts und anderen Stoffteilen wie Bettlaken oder Schlafanzüge bestehenden farbenfrohen Recycling-Design-Kissen und -Teppiche Marke Lumikello.

Ebenso aus Karlsruhe: die patentierte Tassenlampen-Kollektion von 2 Ungrad. Ob als Pendelleuchte im 70er-Psychedelic-Look oder im edlen Rosenthal-Rosen-Dekor gehalten – Friedrich Emdes mit Retro-Metallfassungen und farbigen Textilkabeln versehene Lampen sind auf dem allerbesten Weg zum Kultobjekt! Für ein Sinnverwirrspiel sorgen die Paperwork-Gefäße von Hannah Lobley aus Nottingham. Was den Anschein von Keramik, Porzellan oder gar Marmor erweckt, irritiert nicht nur durch die Leichtigkeit des Materials: Sätze aus Shakespeares „Sommernachtstraum“, Textfragmente von Virginia Woolf und Wortfetzen von Roald Dahl schimmern als buchstäbliche Kunstbotschaften aus Schalen und Schatullen, die allesamt mit Altpapier hergestellt sind.

„Auf der ‚Eunique‘ berücksichtigen wir stets gegenwärtige Strömungen. Neben den Schlagworten Individualität und Wiederverwertung umfasst dies auch neue Materialkombinationen sowie innovative Herstellungs- und Verarbeitungstechniken“, ergänzt Kai Richter. So können die Besucher etwa live verfolgen, wie ein Schmuckstück im 3D-Druckverfahren hergestellt wird; der inzwischen 85-jährige Stardesigner Luigi Colani verschönert mit seiner organischen Formensprache die Tiegel der in Kleinserie produzierten Luxus-Anti-Aging-Kosmetik von Pharmazeutin Sandra Hoff. Das von Anfang an maßgebliche „Eunique“-Motto „Quality First“ garantiert wieder Top-Aussteller, die für ihre Arbeit auch Top-Preise verlangen können. Einen Zwiespalt sieht Kai Richter darin nicht: „Da wir das genaue Gegenteil von Massenware offerieren, ist kein ‚Geiz ist geil‘-Niveau zu erwarten. Dennoch sind die qualitativ hochwertigen Arbeiten durchweg für angemessene Preise zu haben – vom Zehn-Euro- bis zum 50.000-Euro-Produkt.“

Den aufstrebenden Kreativstandort Karlsruhe repräsentieren gleich fünf Vertreter des neuen Gründerzentrums Perfekt Futur: Die Rauminterventionisten Maximalbutterauftrag um Alexander Naumer zeigen lederüberzogene Varianten der Einkaufswagenstühle, die 2011 bei der zweiten „FKK“-Ausstellung in der Fleischmarkthalle zu sehen waren, und Yanina Link ist mit ihren handgemachten Bili Bino Bears ebenso am Start wie die Bühnenbildnerin Silvia Maradea und Radostina Radulova vom Internationalen Gedankenlabor zu aktuellen Raumangelegenheiten.

„Dass der gestalterische Nachwuchs ein wichtiges Thema für uns ist, zeigt neben dem Newcomer- und Hochschulareal auch das von der KMK an Juli Foos vergebene ‚Design am Oberrhein‘-Stipendium“, unterstreicht Kai Richter. Die Karlsruher HfG-Absolventin und mehrfache INKA-Cover-Gestalterin wird durch die einjährige Übernahme der Container-Miete im Rahmen des Interreg-geförderten Projekts supportet und rollt auf der „Eunique“ wie schon im vergangenen Frühjahr ihre Zeitungen, Einkaufstüten, Kassenzettel, Bonbonpapierchen, Tempo-Päckchen und Flaschendeckel verwertenden Teppichkreationen „One Man’s Trash, Another Man’s Treasure“ aus. Darüber hinaus ist Juli Foos Gastgeberin der „Pecha Kucha Night“ (Di, 4.6.), bei der sich im Perfekt-Futur-Café Designer aus Karlsruhe und Nottingham vorstellen. Anmeldungen nimmt das Kultur- und Kreativwirtschaftsbüro bis zum 30.5. per E-Mail an k3@kultur.karlsruhe.de entgegen.

Mit der Galerie Artpark, dem Gute-Laune-Schmuck von Immerdein, Goldschmiedemeisterinnen Gabriele Heinz und Susanne Goldbach, der Uhrenmanufaktur Schäuble & Söhne, Objektdesignerin Jutta Becker oder Wiebke Goos’ gewissenhafter Galerie Goldaffairs hat sich weiteres Karlsruher Kreativpotenzial einen Messeplatz verdient. Die Anwesenheit von Angela Johe und ihrem Porzellan gehört auf der „Eunique“ ohnehin längst zum guten Ton, und ganz besonders willkommen fühlen darf sich Michael Schwarzmüller mit seinen aus Borosilikat-Röhren geblasenen farbakzentuierten Trinkbechern, Flakons, Schalen und Vasen angesichts der diesjährigen Sonderschau „Just Glass“.

Sonderschau „Just Glass“
Nach der Keramik steht ein Werkstoff im Mittelpunkt der Reihe „Materials In Focus“, der schon immer stark auf der „Eunique“ vertreten war: das Glas. Für die anstehende Sonderschau hat Kurator Dr. Sven Hauschke, der Leiter des Europäischen Museums für Modernes Glas in Rödental, herausragende Beispiele an künstlerisch gestaltetem Glas ausgewählt, um die immense Bandbreite dieses vielschichtigen Materials vorzustellen. In jüngster Zeit ist bei den Glasdesignern ein Trend zur Skulpturalisierung zu erkennen, während funktionale Gefäße zusehends an Bedeutung verlieren. Wie sich diese Entwicklung auf die zeitgenössische Glaskunst auswirkt, belegen Werkstücke aus Deutschland, Skandinavien, Großbritannien, Österreich und Frankreich. Experimentierfreudig sind hier vor allem die Niederländer, die in diesem Jahr die Fahne des „Eunique“-Partnerlandes hochhalten.

Partnerland Niederlande
Auf Belgien, Frankreich und Finnland folgen 2013 die Niederlande mit einem auszughaften Überblick ihrer gestalterischen Tendenzen und Bewegungen. Ungewöhnliche Materialien und Formen, Schönes und Nützliches stehen nicht nur für eine Designtradition von internationalem Ruf, sondern seit den 90ern vor allem auch für eine neue gestalterische Kraft. In der bewussten Abkehr vom „Form Follows Function“-Grundsatz der Moderne sieht mancher eine Designprovokation – dabei besinnt sich die holländische Szene nur auf das Material selbst: „Form Follows Concept“ lautet das Credo der Kreationen. Die „Dutch Design Awards“ geben Einblicke in verschiedenste Bereiche wie Interieur, Tabletop, Mode, Grafik oder Architektur und neben der Sonderschau bieten außerdem 14 niederländische Gestalter ihre Produkte als Aussteller an.

Am Messesamstag und -sonntag erläutern jeweils um 13 und 15 Uhr geführte Rundgänge die Vielzahl an Unikaten und Kleinserien. Aber auch modisch kann sich die „Eunique“ sehen lassen: Viermal am Tag tragen professionelle Models Fashion und Accessoires wie Taschen, Schmuck, Gürtel und Hüte auf dem Catwalk zur Schau. Künstler, deren Arbeiten sich durch Originalität und Funktionalität, handwerkliche Qualität und die dem Objekt entsprechend passende Materialwahl hervortun, werden vom Bundesverband Kunsthandwerk mit dem „Eunique Award für Angewandte Kunst und Design“ ausgezeichnet, der ab diesem Jahr den Preis des World Crafts Council Europe ablöst. Zum dritten und letzten Mal macht das auslaufende trinationale Vernetzungsprojekt „Design am Oberrhein“ auf der „Eunique“ Station, bei dem sich die Gestaltungshochschulen aus Basel, Straßburg, Offenburg und Karlsruhe präsentieren.

Etabliert hat sich dagegen das 2011 eingeführte Areal der auf Angewandte Kunst und Design spezialisierten Galeristen, von denen mancher Gestalter gerne noch mehr auf der „Eunique“ sehen würde. „Es gibt auf jeder Messe Aussteller, die besser verkaufen als andere. Aber die positiven Stimmen überwiegen bei Weitem“, stellt Kai Richter klar und widerspricht dabei auch gleich jeglicher kursierender Schwarzmalerei: „Die ‚Eunique‘ ist eine eigenständige Messe. Und das wird sie auch bleiben.“ -pat

Fr-So, 7.-9.6., 11-19 Uhr, Messe Karlsruhe, Tageskarte 15 Euro (erm. zwölf Euro), Nachmittagsticket vor Ort ab 16.30 Uhr 9 Euro, Dauerkarte 25 Euro (erm. 20 Euro)
www.eunique.eu
www.facebook.com/eunique.messe

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