INKA-Interview zum Räumlichen Leitbild Karlsruhe
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 16.06.2015
Roger Waltz sprach im Stadtplanungsamt mit Heike Dederer, zuständig für die inhaltliche Ausarbeitung des Räumlichen Leitbilds, und Projektkoordinator Marian Schmitt über die Hintergründe zur partizipatorisch angelegten Ausstellung.
INKA: Können Sie die Idee zur Ausstellung kurz skizzieren?
Heike Dederer/Marian Schmitt: Die Ausstellung präsentiert, was in den letzten drei Jahren mit Expertinnen und Experten aus Planung, Politik und Bürgerschaft im Rahmen des Leitbildprozesses erarbeitet wurde. Zu sehen ist kein fertiger Leitbild-Plan, keine Blaupause für die Zukunft – gezeigt werden verschiedene Entwicklungsrichtungen für Karlsruhe. Die Ausstellung und das umfangreiche Begleitprogramm sollen zum gemeinsamen Weiterdenken und zur Diskussion einladen.
INKA: Gibt es denn aktuell noch Mitgestaltungsmöglichkeiten etwa bei Planungen wie dem C-Areal in der Nordstadt?
Dederer: Ja, die Stadt hat die Planungshoheit, wir sind in permanenten Gesprächen mit dem Investor, um in der Summe ein Plus an Lebens- und Arbeitsqualität für die Nordstadt zu erzielen. Ein entsprechender Wettbewerb läuft bereits und die Ergebnisse werden am 1.7. öffentlich vorgestellt (bei der Freien Evangelischen Gemeinde in Neureut). Mit diesen Ergebnissen wird es dann wieder einen Beteiligungsprozess zur Aufstellung eines Rahmenplans geben!
INKA: Wie ist der aktuelle Stand des Räumlichen Leitbildes, was kann man sich darunter vorstellen?
Dederer/Schmitt: Man kann sich das Leitbild auch als eine Art Regiebuch vorstellen – in sieben Stoßrichtungen werden zukünftige Entwicklungsrichtungen, Handlungsfelder und beispielhafte Referenzen oder konkrete Projekte zusammengefasst. Diese wiederum greifen alle ineinander und überlappen sich bei vielen Konzepten und in Stadtgebieten. Wir nennen als Beispiel die von uns als „Dynamisches Band“ benannte Stoßrichtung, die einen langgestreckten Raum vom Rheinhafen über Grünwinkel und den Kühlen Krug bis zur Metro, dem Kunstmarkt Boesner und weiter entlang der Südtangente beschreibt. Dieser bietet erhebliches Entwicklungspotenzial, fasst er doch wichtige Wirtschaftsstandorte Karlsruhes, Verkehrsadern und -knotenpunkte, aber auch wertvolle Freiräume zusammen.
INKA: Früher waren dort auch einige bekannte Karlsruher Rock- und Techno-Diskotheken; neu angesiedelt hat sich das Kesselhaus. Insgesamt scheinen Kultur und Gastronomie dort eher auf dem Rückzug?
Schmitt: Es ist ein gutes Beispiel für die Potenziale eines Gebietes, wo Industriekultur auf Freizeit, Produktion auf Kultur trifft. Wir haben im Laufe des Prozesses viele Ideen und Impulse gesammelt, um über Gebiete vielleicht anders nachzudenken denn als reine Gewerbewüste. Da gibt es ja schon noch einige spannende Adressen. Und genau diesen Fragen nach neuen Mischungen in solchen Gebieten, mit diversiven Nutzungen, guter Anbindung und bekannter Adresse, kann das Räumliche Leitbild auch Raum und Richtung geben. Am Do, 25.6. und 9.7., jeweils um 17 Uhr, bieten wir übrigens in Kooperation mit dem Projekt „Untenrum!“ zwei Exkursionen in genau diesem Gebiet an. Mehr zu „Untenrum!“ finden Interessierte unter urbane-strategien.com.
INKA: Wie sieht das weitere Rahmenprogramm aus?
Schmitt/Dederer: Zur Vernissage am 16.6. ab 20 Uhr sprechen OB Dr. Frank Mentrup und Prof. Dr. Anke Karmann-Woessner, Leiterin des Stadtplanungsamts, es gibt Einführungen und die Möglichkeit zu offenen Gesprächen – und natürlich geführte Rundgänge durch die Ausstellung. Perspektivpläne, Stadtentwicklungskonzepte, Rahmenplanungen – Leitbilder haben ja Konjunktur. Wir bieten dazu eine „Lange Nacht der Leitbilder“ am Fr, 26.6. ab 20 Uhr mit Stadtmachern und Stadtdenkern u.a. aus Stuttgart, Berlin, Freiburg und Karlsruhe. Im Anschluss wird der Dokumentarfilm „The Human Scale“ über die Lebensbedingungen in modernen Städten weltweit gezeigt. Nicht zu vergessen das Hörspielprojekt am 4. und 5.7. zusammen mit dem Badischen Staatstheater. Weitere Veranstaltungen im Juli folgen.
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