Weltweit vernetzt
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 11.07.2013
Das ZKM-Interview mit Dominika Szope und Julia Wicky.
Rund um den Globus vernetzt ist das ZKM, wie Dominika Szope im Gespräch mit INKA verrät. Dr. Chris Gerbing und Roger Waltz trafen die Presse-Referentin des ZKM und die fürs Marketing verantwortliche Julia Wicky zum Interview. In loser Folge – und in Vorbereitung auf das 25. Jubiläum im kommenden Jahr – wird INKA verschiedene Aspekte rund um das ZKM thematisieren.
INKA: „Globalisierung“, „Weltkultur/Global Culture“ wie jetzt am Landesmuseum oder die sogenannten Global Grooves – globale Vernetztheit ist in aller Munde. Dominika, wie sieht das denn konkret am ZKM aus? Wie vernetzt, wie global agiert das ZKM?
Dominika Szope: Die Tätigkeit des ZKM war von Anbeginn an international ausgerichtet. Seit seiner Gründung haben am ZKM Gastkünstler aus aller Welt gearbeitet, aus Japan, China – Asien allgemein –, Australien, den USA und natürlich auch aus Europa. Südafrika ist im Hinblick auf gastkünstlerische Projekte bisher leider nur wenig vertreten. Darüber hinaus haben wir weltweite Ausstellungskooperationen wie z.B. mit Brasilien oder jetzt gerade mit Portugal und daneben natürlich auch aktive Verbindungen auf wissenschaftlicher Ebene. Denk nur an Bruno Latour und sein Pariser Institut für Politische Studien, mit dem wir bereits die dritte Ausstellung – nach „Iconoclash“ und „Making Things Public“ – in Planung haben. Eine weitere „Säule“ unserer Vernetztheit stellen die Projekte z.B. mit Goethe-Instituten dar. Die „Amazonas-Oper“ wurde hier am ZKM produziert, in München uraufgeführt und war dann in Rotterdam und São Paulo zu sehen. Auch die Institute des ZKM realisieren Kooperationsprojekte mit ausländischen Partnern, so zum Beispiel das Institut für Musik und Akustik. Das diesjährige „Kamuna“-Motto „Kultur vernetzt“ passt in diesem Zusammenhang natürlich auch ganz wunderbar zum ZKM...
INKA: Wie ist das konkret mit den Ausstellungen – wenn ihr sie auf Tournee schickt, ist das eine Art Refinanzierung?
Szope: Zum Teil ja, aber es geht bei externen Ausstellungen nicht primär darum, Geld einzunehmen. Der Sinn dieser Präsentation liegt darin, die Idee des ZKM auch im Ausland zu vermitteln. Das Modell der Institution ZKM ist nach wie vor einzigartig. So schwierig es manchmal auch ist, den Begriff des „Zentrums“ im Kulturkontext zu vermitteln, so umfangreich sind die Inhalte, die wir im Vergleich zu konventionellen Ausstellungshäusern zu zeigen haben. Die Grundidee des ZKM, die Gleichbehandlung aller Gattungen von Malerei bis Medien, hat sich weltweit durchgesetzt, sogar in Deutschland. Nimm nur das Beispiel des „App Art Awards“: Wir suchen kreative Applikationen, die aufgrund mangelnder Kategorien in einem AppStore nicht selten untergehen. Wir rücken diese Applikationen stärker in den Vordergrund, geben ihnen größere Aufmerksamkeit. Seit dem letzten Jahr haben wir nun sehr viele Anfragen von Institutionen aus der ganzen Welt, die den „App Art Awards“ gern ausstellen würden. Damit präsentieren wir Kunst, die für jedermann zu haben ist (alle Apps sind inzwischen im App Store o.ä. erhältlich), geben ihr aber – zusammen mit den anderen Häusern – die Möglichkeit, sich öffentlichkeitswirksamer zu präsentieren und damit auch Menschen zu erreichen, die sich für Applikationen bisher nicht interessierten. Aktuell ist der „App Art Awards“ auf Weltreise: Nach Stationen in China und Kanada ist er demnächst in den USA und Südamerika zu sehen. Generell sind wir als Ausstellungspartner gefragt, weil wir in vielen Bereichen mittlerweile weltweit anerkannt sind als eine Institution, die quer denkt, neue Themen generiert und Seitenaspekte der Kunstgeschichte thematisiert – und die in bestimmten Bereichen in Forschung und Produktion ganz vorne ist.
INKA: Einige Beispiele?
Szope: Nimm beispielsweise die Ausstellung von Werner Büttner, der bei uns gerade seine erste Retrospektive hat. Peter Weibel hat darauf abgehoben, dass Kippenberger ohne Büttner nicht der geworden wäre, den wir kennen. Jetzt hat die Zeitschrift „Monopol“ ihre aktuelle Edition mit einem Büttner bestückt. Darüber freuen wir uns natürlich sehr. Ein weiteres Beispiel ist die Ausstellung zu Sasha Waltz, die wir in diesem Herbst präsentieren werden. Es ist eine Herausforderung, das Format einer Bühne in einem Museum zu zeigen und die Dynamik zu bewahren. Diese Herausforderung nehmen wir mit Sasha Waltz gern an. Aber auch das „Labor für Antiquierte Videosysteme“: Am ZKM sind die ersten Standards für Konservierung und Restaurierung von Medienkunst entwickelt worden. Allgemein gesagt: Wir haben das Haus in seiner Einmaligkeit etabliert; es gibt ein breites Publikum, das sich hier entscheidende Informationen abholen kann.
INKA: Gutes Stichwort! Wie sieht das denn mit der Besucherstruktur aus?
Julia Wicky: 60 Prozent unserer Gäste kommen aus Karlsruhe und der „erweiterten“ Umgebung – wobei die bis ins Saarland, nach Hessen und Bayern reicht. In Hamburg sind wir aber wohl bekannter als in Stuttgart... Die restlichen 40 Prozent sind nationales und internationales Publikum. Das Besondere daran ist aber sicher, dass über 50 Prozent unserer Besucher jünger sind als 35 Jahre. Das ist ziemlich einzigartig im Museumssektor – weshalb wir mit den Sozialen Netzwerken als ein Standbein der Pressearbeit wirklich gute Erfahrungen machen. Gerade diese Klientel erreichen wir ganz hervorragend darüber. Über Twitter und Facebook haben wir mittlerweile rund 20.000 direkte Kontakte, wir haben einen Blog...
Szope: Sehr lesenswert dort: Peter Weibels Editorial zur zeitgenössischen Kunst im globalen Zeitalter. Das ist außerordentlich spannend – diese Reaktionen versuchen wir, hier am ZKM abzubilden.
Wicky: Und wer jetzt Lust bekommen hat auf „mehr ZKM“, kann sich bei uns auch zum Newsletter eintragen. Der funktioniert sehr zielgruppenspezifisch, man kann seine Wünsche äußern und erhält dann diesbezügliche Informationen zu unseren Ausstellungen und Veranstaltungen, aber auch über neue Entwicklungen und Events.
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