Halleluja – Karlsruhes Hallenproblematik
Stadtleben // Artikel vom 14.04.2016
In der Europahalle gehen die Rampenlichter aus.
Das „Tor zum Süden der Stadt“ nur mehr ein „Scherbenhaufen in bester Lage“, um mal mit Bürgers Lesermeinungsstimme zu sprechen. Die Stadträte zeigen sich wenig investitionsbereit, denn selbst die für eine Modernisierung nötigen knapp 30 Millionen Euro brächten Karlsruhe seine (aus Brandschutzgründen bekanntlich dem Schul- und Vereinssport vorbehaltene) so dringend benötigte 9.000er-Halle nicht zurück. Eine solche steht zwar auch in Rheinstetten, allerdings verfügt die zuletzt als Ausweichstätte benutzte Messehalle 2 nicht über die technische Ausstattung für Konzerte oder Sport-Events.
Neun Millionen müssten aber offenbar so oder so in die Europahallen-Sanierung gepumpt werden – allein um die aktuelle Kapazität von 200 Leuten zu halten. Bei 570.000 Euro Nebenkosten im Jahr. Irre! Was fällig würde, wenn sich zumindest bis zu 1.500 Zuschauer dort aufhalten dürften, was z.B. ein Abwandern der im Aufsteigen begriffenen BG Karlsruhe in die Region verhindern würde, wird geprüft. Zwei Jahre sind bereits ungenutzt verstrichen und man schindet weiter Zeit: Die KMK soll den „Großveranstaltungsbedarf“ ermitteln (obgleich eine solche Analyse offenbar längst vorliegt) und zusammen mit der KEG auch mögliche Interimslösungen wie die SAP Arena in Mannheim oder die Stuttgarter Schleyerhalle ins Auge fassen. Ein Karlsruher Leichtathletik-Meeting in Stuttgart? Super Idee. Alternativen? Privatinvestoren für einen Hallenneubau – dürften schwerlichst aufzutreiben sein. Eine Finanzierung aus kommunaler Hand – ausgeschlossen angesichts des drohenden Haushaltsdefizits von 400 Millionen Euro.
Wir listen mal aus der hohlen Hand heraus auf, was uns noch so einfällt: 53 Millionen fürs Zookonzept, Städtisches Klinikum? 50 Millionen. Geschätzt. KSC-Stadion: 30, wenn’s reicht, Schauspielhaus 60, neues Konservatorium 20, geschätzt. Auch noch in der Pipeline: Das Prinz-Max-Palais soll umgebaut werden – in Kombination mit einer neuen Stadtbibliothek. Kosten? Schätzen wir mal zusammen 70 Millionen. Vollkommen unklar ist die Zukunft der Majolika Manufaktur: Das in Auftrag gegebene Gutachten über die künftige Nutzung des Areals ist überfällig. Die Verhandlung des ersten Sparpakets ist indes vertagt; vor dem Rotstift zittert längst nicht mehr nur die Kultur, die mit 3,6 Prozent wird bluten müssen. Bluten deshalb, weil sich das wegen der ausbleibenden Landesförderung schnell auf sechs Prozent plus hochaddieren kann.
Die meisten schmerzt das sehr, wie etwa die sowieso schon völlig unterfinanzierte Kinemathek, die für ihren Neustart bekanntlich mit dem Jazzclub kooperieren möchte und damit ihre Einnahmensituation verbessern könnte, oder die vor dem Aus stehende Kindermalwerkstatt; das Dokumentarfestival „Dokka“ wäre ebenso am Ende wie das „Indoor Meeting“, dessen 800.000 Euro jährlicher Zuschussbedarf dem Gemeinderat zu hoch sind. Am besten spielt man jetzt noch die „Händel-Festspiele“ gegen das Leichtathletentreffen aus... -rw/pat
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