Krumme Dinger
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 21.05.2008
Seine Waffe ist die Banane.
Damit kämpft er für die Freiheit der Kunst, er hisst sie aber auch als Friedensfahne gegen den Irakkrieg. 1960 in Rheinberg geboren, schrieb Thomas Baumgärtel inzwischen als „Bananensprayer“ Kunstgeschichte. Dabei scheute er keine Konfrontation mit den Behörden.
Nicht selten wurde Baumgärtel polizeilich vorgeladen und musste Bußgelder zahlen. Die Polizeiberichte verschönte er mit einem Bananenreichsadler. Nichts ist ihm heilig: Hier eine gesprengte Banane, dort die schwarz-rot-goldene Einheitsbanane, mit einer Riesenbanane penetrierte er den Kölner Dom. Die Phallusbanane, die Riesenbanane im Brandenburger Tor, die ans Kreuz genagelte Banane oder die Banane als Windrad in alten holländischen Gemälden, Baumgärtel inszeniert die Südfrucht mit viel Fantasie zum spannenden Kunstwerk.
Folge der Banane und du erlebst dein gelbes Wunder! Seit 1986 hat der blonde Mann mehr als 4.000 Bananen an Fassaden von Kulturinstituten gesprayt. Anstatt vieler Worte weist er mit der Spraydose den Weg. Manchen brennt sie sich ins Gedächtnis wie das Sonnenlicht, andere sehen darin die Mondsichel oder fühlen sich an Andy Warhol erinnert. Alles Banane also?
Was ihn mittlerweile international bekannt machte, war für den Kölner Künstler im Bananendress nicht immer leicht realisierbar. Als er vor Jahren in seiner Heimatstadt dabei erwischt wurde, wie er eine Banane ans Museum Ludwig sprayte, musste er ordentlich löhnen. Später erreichte ihn die persönliche Einladung des Museumsdirektors, nun doch bitte ganz offiziell eine der inzwischen berühmten Bananen an die zuvor verbotene Stelle zu sprühen.
Während seiner Zeit als Sprayer im Untergrund reifte in Baumgärtel der Entschluss, Künstler zu werden. Im Nachhinein lobten Kritiker sein subversives Element. Mit den Bananen will Baumgärtel den Betrachter ins Bild locken. Er hinterfragt damit das heutige Menschenbild, regt zum Innehalten und Nachdenken an. Das Ganze allerdings nicht bierernst, sondern mit einem Augenzwinkern in aller Öffentlichkeit. Hoppla, da stimmt was nicht, das passt so offensichtlich nicht an diese Stelle, dass jeder unwillkürlich anhält und hinschaut.
Seine Banane ist aber auch ein verschlüsseltes Zeichen, Symbol, Emblem, das uns neugierig macht und zum Enträtseln auffordert. Nach der gesprayten Banane widmete sich Baumgärtel dem gemalten Bild, zunächst dem „Bananenpointillismus“. Aus impressionistischen Pixeln entstehen die schillernden gelben Früchte. In diesem Stil malt er Werke zur deutschen Einheit: Tanzende Bananen freuen sich über die Wiedervereinigung. Im Lauf der Jahre sind die Bananen immer kleiner geworden und zuletzt ganz verschwunden.
Im Austausch mit dem Künstler und Ateliernachbarn Harald Klemm entstanden nebulös metallene Landschaftsbilder und Stadtansichten, ganz anders, aber ebenso verführerisch wie die kleine Frucht. Diese neuen Arbeiten sind bis 30.5. in der Neuen Kunst Gallery Michael Oess zu sehen.
Der Titel der aktuellen Ausgabe wurde von Thomas Baumgärtel exklusiv für das INKA Stadtmagazin gestaltet. Vom Titel gibt es es einen auf Bütten gedruckten limitierten und signierten Digitaldruck im Querformat, der in der Neuen Kunst Gallery Michael Oess zum Preis von 300 Euro erworben werden kann.
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